Industriekultur in Tangerhütte

Fast jeder kennt Tangermünde, die alte Hansestadt an der Mündung des Tanger (männlich!) in Elbe mit vielen wunderbaren Bauten. Aber nur wenige kennen die Stadt Tangerhütte, ein Stück das Flüsschen Tanger aufwärts. Sie ist erst seit 1935 Stadt, kann weder mit der Geschichte noch mit der Architektur von Tangermünde mithalten, und doch gibt es etwas Besonderes zu sehen.

Hier gab es lange nur ein kleines Dorf namens Vaethen. Dort wurde Mitte des 19. Jahrhunderts Eisen gefunden. Eine Eisenhütte entstand, die Tangerhütte, deren Namen später sich auf den Ort übertrug. Das örtliche Eisen erwies sich später als unzureichend, aber dank guter Bahnverbindung konnte es woanders her geliefert werden. Und so blieb der Betrieb unter wechselnden Namen ein wichtiger Arbeitgeber. Nach der Wende blieb nur noch ein kleiner Rest übrig…

Was von den alten Werksbauten übrig blieb, ist neben einigen kleineren Gebäuden eine riesige, verfallene Gießereihalle. Einst mit viel Aufwand gebaut, doch nun seit Jahren leerstehend. Was wird daraus? Ein Verein mit dem schönen Namen „Aus einem Guss“ hat sich gegründet, um sich um kümmern, doch die aktuellen Beiträge auf seiner Website stammen nun auch schon aus dem Jahr 2017. Das Kontorhaus nebenan, dass eins der ältesten Gebäude des Komplexes war, wurde 2018 wegen Baufälligkeit abgerissen. Wer weiß, wie lange es die Pracht der Halle noch zu sehen gibt!

Gelebt haben die Leute hier auch. In der Industriestraße am Werk stehen eine Reihe von Wohnhäusern für die Mitarbeiter aus unterschiedlichen Zeiten, vom 19. Jahrhundert bis in die DDR. Und besonders gut gelebt haben natürlich die Besitzer. Im angrenzenden ausgedehnten schönen Stadtpark stehen zwei Villen von ihnen aus unterschiedlichen Zeiten, so groß, dass sie „Altes Schloß“ und „Neues Schloß“ genannt werden. Bemerkenswert ist im Park auch ein gusseisener Pavillon, natürlich hier produziert.